Als Lieferant von Übersetzungen im Bereich Labelling, IFUs und Marketing-Materialien ist Gemino seit Anfang 2024 zertifiziert nach ISO 13485 für Übersetzungen im Bereich Medizinprodukte.
Die Norm ISO 13485 regelt das Qualitätsmanagement speziell für Unternehmen, die Medizinprodukte herstellen und vertreiben. Die Norm ähnelt stark der ISO 9001 und orientiert sich an den Verordnungen der EU über Medizinprodukte (2017/745) und In-vitro-Diagnostika (2017/746).
Das Zertifizierungsverfahren besteht aus einer Bereitschaftsbewertung (ggf. vorab) und dem Audit, das in der Regel vor Ort im Unternehmen stattfindet.
Die Norm fordert – im Gegenteil zur ISO 9001 – die konsequente Umsetzung eines stark risikobasierten Ansatzes. Dieser umfasst neben der Produktrealisierung den gesamten Lebenszyklus, einschließlich der Produkt-Lieferketten und produktbegleitenden Unterlagen. Dazu gehören auch Übersetzungen und damit verbundene Dienstleistungen. Mit der Zertifizierung nach ISO 13485 bietet Gemino seinen Auftraggebern aus den Medizinbranchen die Sicherheit, dass ihre mehrsprachigen Inhalte und die dazugehörigen Übersetzungsprozesse den regulatorischen Anforderungen entsprechen.
Die ISO 13485 ist eine Norm für Hersteller von Medizinprodukten. Neben der Regelung verschiedener branchenspezifischer Anforderungen ist ein Aspekt für den Bereich Übersetzung von besonderer Bedeutung:
Jeder Text, in dem Aussagen zum Produkt getroffen werden, muss als fester Bestandteil des Produkts gesehen werden. Sie unterliegen allen Anforderungen, denen auch materielle/physikalische Produktbestandteile unterliegen.
Gemäß MDR müssen alle Angaben („Claims“) des Herstellers zum Produkt in gleicher Weise korrekt, d. h. nicht irreführend sein. Dabei spielt es keine Rolle, in welcher Form oder in welchem Kontext eine solche Angabe getätigt wird: in Text, Abbildungen oder mündlich; in Gebrauchsanweisungen, im „Labelling“ oder in Marketingmaterial.
Dies gilt unabhängig davon, ob ein Text eine Übersetzung ist oder nicht. Ein Verweis darauf, dass es sich bei einem Text „nur“ um eine Übersetzung handelt und dass bei Konflikten die Originalversion maßgeblich ist, ist nicht akzeptabel. Somit gelten für Übersetzungen im medizintechnischen Bereich dieselben Anforderungen an inhaltliche Qualität und Korrektheit, wie für die originalen, in der Ausgangsprache erstellten Inhalte und Dokumente.
Ein weiterer Aspekt ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung: Da es sich bei der externen Vergabe von Übersetzungen nach ISO 13485 um einen ausgegliederten Prozess handelt, der jedoch weiterhin im Verantwortungsbereich des Herstellers liegt, entsteht die Verpflichtung für den Hersteller, die Zulieferer von Übersetzungen sorgfältig auszuwählen und zu überwachen. Der Hersteller muss sicherstellen, dass nicht nur seine internen, sondern auch die externen Abläufe umfassend – und „auditsicher“ – der Norm entsprechen. Für Übersetzungen lässt sich diese Gewissheit am einfachsten erlangen, wenn der eingesetzte Sprachdienstleister eine Zertifizierung nach ISO 13485 vorweisen kann. Ist dies nicht der Fall so sind ggf. eigene, regelmäßige Audits des Sprachdienstleisters durch den Medizinproduktehersteller erforderlich. Im Falle der Einstufung der Sprachdienstleisters als „kritischer Lieferant“ werden solche Audits ggf. auch von der benannten Stelle verbindlich gefordert.
Beide Normen sind vom Aufbau her sehr ähnlich. Neben den bekannten, branchenübergreifenden Forderungen der ISO 9001 gibt es in der ISO 13485 jedoch Konkretisierungen, die sich aus den besonderen Anforderungen an die Produktsicherheit im medizintechnischen Bereich ergeben. Die wichtigsten sind:
Immer häufiger stellen wir in Gesprächen mit Auftraggebern fest, dass eine Zertifizierung nach ISO 13485 von den benannten Stellen (Notified Bodies) „gefordert“ bzw. gewünscht wird. Speziell wenn der jeweilige Sprachdienstleister von der jeweiligen benannten Stelle als kritischer Lieferant eingestuft werden.
Wenngleich eine solche „Forderung“ nach unserem Kenntnisstand derzeit noch nicht möglich ist, so vereinfacht das Vorhandensein einer entsprechenden Zertifizierung des Sprachdienstleisters die Argumentation und den Nachweis gegenüber dem Auditor der benannten Stelle. Eine Auditierung des Sprachdienstleisters durch den Hersteller ist dann ggf. gar nicht mehr nötig.
Interessant wird es, wenn es um die Anwendbarkeit der Forderungen der Norm geht: Welche Aspekte können umgesetzt werden? Welche sind sinnvoll? Und unter welchen Voraussetzungen?
Selbst wenn – gemäß der Norm – etliche Forderungskapitel im Prinzip als „nicht anwendbar“ deklariert werden können: Das Ziel sollte es immer sein, möglichst viele Forderungen in sinnvoller Auslegung auf die Prozesse und die Übersetzung zu übertragen.
Für bestimmte Forderungen wie bezüglich Hygiene und Sterilität steht außer Frage, dass diese nicht auf Übersetzungsprozesse anwendbar sind. Bei der Umsetzung von Forderungen wie der Validierung von Software oder der Messung von Prozessen oder Produktmerkmalen wird es schon deutlich schwieriger.
Letztendlich ist hier ein guter und konstruktiver Dialog mit der entsprechenden Zertifizierungsstelle und den zuständigen Auditoren zielführend, um eine praxisnahe und belastbare Umsetzung zu finden.
Als Hersteller von Medizinprodukten profitieren Sie bei der Zusammenarbeit mit Gemino in mehrfacher Hinsicht von unserer Zertifizierung nach ISO 13485:
Nach dem erfolgreichen Abschluss des Zertifizierungsverfahrens ist das Zertifikat drei Jahre gültig und muss durch jährliche Überwachungsaudits bestätigt werden. Danach ist eine Rezertifizierung erforderlich.
Das Zertifizierungsverfahren unterliegt also demselben Turnus wie das Zertifizierungsverfahren der Norm ISO 9001.