Wer bei Gemino könnte besser die wichtigsten Fragen zu Qualität beantworten als der Chef?
Ich denke, eine unserer großen Stärken ist es, Risiken neu zu bewerten, die Prozesse bei veränderten Rahmenbedingungen schnell entsprechend anzupassen und dann trotzdem immer zum gewünschten Ergebnis zu kommen.
Ich nenne das „Management des Unerwarteten“: Denn auch bei eigentlich standardisierten Workflows stellen sich im Projektverlauf oft neue Herausforderungen oder es ändern sich die Vorgaben.
Auch. Entscheidend ist das Bewusstsein, dass wir uns permanent im Verbesserungsprozess befinden. Bei jeder Hürde hinterfragen wir unsere Prozesse. Der Auditor, der die Zertifizierungen gemäß ISO 9001 und ISO 17100 bei uns durchführt, betonte mehrmals, dass man in den Gesprächen mit unseren Mitarbeiter:innen deutlich merkt, dass dieses Bewusstsein bei uns gelebt wird. Dieses Feedback hat mich besonders gefreut. Es zeigt, dass auch nach außen spürbar ist, dass der kontinuierliche Verbesserungsprozess bei Gemino nicht nur auf dem Papier existiert.
Salopp gesprochen: Qualität ist, wenn am Ende immer mindestens das rauskommt, was die Kunden erwarten. Oder besser: was der kommunikativen Zielsetzung der Kunden entspricht.
Wir müssen uns fragen, wer oder was wirklich mit der Übersetzung erreicht werden soll. Das muss nicht immer nur die Erwartungshaltung derjenigen sein, die die Leistung beauftragen. Bei einer Marketing-Broschüre zum Beispiel zielt die Übersetzung auf die Kunden unserer Kunden ab. Qualität entsteht, wenn eine Übersetzung für den geplanten Verwendungszweck optimal geeignet ist. Und dieser ist nicht für jeden Content zwangsläufig selbsterklärend.
Die Kriterien gehen aus der Frage hervor, die wir uns bei jedem Projekt aufs Neue stellen müssen: „Was braucht unser Kunde hier wirklich?“
Natürlich steht die inhaltliche und sprachliche Qualität der Übersetzung im Vordergrund. Wobei sich auch diese Anforderung im Detail am jeweiligen Verwendungszweck orientieren sollte.
Zwei Beispiele: Soll der Text mit einem Produkt ausgeliefert werden und muss er folglich mit hoher Sicherheit und in jeglicher Hinsicht korrekt und konsistent übersetzt sein? Oder dient die Übersetzung eher „nur“ der kurzfristigen Inhaltserschließung? Dann wäre ein schnell vorliegendes Ergebnis wichtiger als möglichst hohe inhaltliche Konformität.
Hier kommen also weitere Aspekte von Qualität ins Spiel: die Möglichkeit einer gesicherten Umsetzung im gegebenen zeitlichen Rahmen und/oder auch innerhalb des erforderlichen bzw. gegebenen Budgets.
Entsprechend stellen sich weitere Fragen in Punkto Qualität: Ist eventuell die Einbindung von maschineller Übersetzung bzw. GenAI sinnvoll möglich? Und mit welchen Nachbearbeitungsschritten? Können Prozesse optimiert werden? Welche Workflow-Schritte sind wirklich erforderlich?
Deshalb ist Qualität für uns immer das, was der Kunde wirklich braucht. Einen absoluten bzw. universellen Qualitätsbegriff gibt es nicht.
Die ISO-Normen sind zunächst als Mindeststandard zu verstehen, der einen gewissen strukturellen Rahmen für das Qualitätsmanagement vorgibt. Letzten Endes ist aber entscheidend, wie dies in der Praxis umgesetzt und gelebt wird und ob ein Sprachdienstleister auch tatsächlich in der Lage ist, kontinuierlich auf hohem Qualitätsniveau zu liefern. Eine Zertifizierung allein garantiert noch keine gleichbleibend hohe Übersetzungsqualität. Sie bildet den Grundstein durch sinnvoll definierte, robuste Prozesse.
Ich muss gestehen, dass ich früher skeptisch war. Ich sah primär das Risiko hoher Zusatzaufwände bedingt durch den durch die Zertifizierung erhöhten Dokumentationsaufwand, und ich wollte unsere Kapazitäten lieber in konkrete Lösungen stecken. Heute sehe ich, dass Zertifizierungen auch für uns intern ein sehr wirksames Instrument sind, um uns immer wieder selbst zu hinterfragen. Wir nutzen sie regelmäßig als unabhängige Referenz, um im Rahmen interner Audits zu überprüfen, ob unsere Prozesse auch durchgängig befolgt werden und funktionieren. Und die Dokumentation entsteht ganz nebenbei im Arbeitsprozess.