Voiceover, Untertitel & Co.: Was Sie bei der Videolokalisierung beachten sollten
Keine Frage, Videos werden immer wichtiger.
Statista prognostiziert bis 2026 für Deutschland ein Wachstum der Umsätze im Videomarketing-Markt von 7,5 % auf 2741 Mio. €.1 Auch E-Learnings mit Videoinhalten erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Nach einer Studie des mmb Instituts stimmten 90 % der Befragten zu, dass Videoinhalte im Bereich Weiterbildung in den kommenden Jahren eine dominante Rolle spielen werden.2
Global agierende Unternehmen werden in Zukunft also noch mehr Videoinhalte lokalisieren, sprich: übersetzen lassen.
Im Folgenden zeigen wir Ihnen, was Sie schon bei der Konzeption und Erstellung des Videos beachten können, damit einer erfolgreichen Lokalisierung nichts im Wege steht.
Die Lokalisierung im Blick − Schon bei der Konzeption des Videos
Bei Videoinhalten haben wir es mit enormen Datenvolumina zu tun. Selbst bei kleinen einminütigen Filmen können sie im Gigabyte-Bereich liegen. So ist es oft der Fall, dass Sie nur das geschlossene Format, beispielsweise in Form einer mp4-Datei, erhalten und Ihre Digitalagentur die Rohdaten verwahrt. Ein wichtiger Schritt schon bei der Konzeption ist also die Frage, ob das Video später einmal in anderen Märkten zum Einsatz kommen soll. Wenn ja, sollten Sie sicherstellen, dass die Rohdaten Ihnen gehören und schnell verfügbar sind. Je besser alle Bestandteile des Videos zugänglich und bearbeitbar sind, desto schneller und günstiger wird die Lokalisierung.
Strategien für die Lokalisierung der verschiedenen Videobestandteile
Nachdem Sie sich die Rohdaten gesichert haben, können wir uns den Details der Videolokalisierung zuwenden. Hier geht es um zwei Aspekte: gesprochene Sprache und Text im Bild.
In Videos gibt es gesprochene Sprache entweder mit sichtbaren Sprechern (Originalton oder O-Ton) oder nicht sichtbaren Sprechern (aus dem Off). Man kann gesprochene Sprache in den gewünschten Fremdsprachen nachvertonen. Das kann im Tonstudio auf zwei Arten erfolgen: entweder lippensynchron (für die Teile mit sichtbaren Sprechern, zum Beispiel Interviews) oder per Voiceover. Bei Voiceover wird eine Sprecherstimme über das Original gelegt, die nicht lippensynchron ist und das Original nicht immer akustisch überdeckt. Für den Bereich Voiceover gibt es neben den klassischen Tonstudioaufnahmen auch die technische Alternative der Sprachsynthese. Die Kosten dafür sind in der Regel etwas günstiger. Sprachsynthese kann jedoch nicht für jedes Fachgebiet und jede Sprache echte Sprecheraufnahmen gleichwertig ersetzen.
In vielen Fällen wird gesprochene Sprache im Video aus Kosten- und Effizienzgründen nicht nachvertont oder synchronisiert, sondern mit Untertiteln gearbeitet. Diese nehmen entsprechend Platz im Bild ein. Diesen Platz – am besten am unteren Bildrand – sollte man einplanen, damit die Untertitel keine Bildbestandteile verdecken. Weiterhin sollte beachtet werden, dass die Sprecher des Originals nicht zu schnell sprechen und Sprechpausen einhalten. Der Originaltext, gerade wenn er Englisch ist, sollte so viel „Luft“ wie möglich haben. Viele Sprachen brauchen für die gleiche Aussage viel mehr Silben und damit auch mehr Platz als das Englische.
Ein Tipp aus der Praxis: Zu hastig gesprochene Videos und lange Untertitel lenken von den Bildaussagen ab. Videoproduktion ist teuer: Investieren Sie darum besser in aussagekräftige Bilder – und sparsamen Text, damit auch die lokalisierten Versionen überzeugen.
Enthält der Film Texteinblendungen, sollten diese Onscreen-Texte so platziert werden, dass genügend Platz vorhanden ist. Ausgehend vom englischen Original kann die Übersetzung bis zu 30 % länger werden. Bei viel Text sollte auch viel Bildzeit eingeplant werden, sonst reicht die Zeit zum Lesen nicht. Die Texte befinden sich idealerweise in der Textebene der Videoprojektdatei, z. B. in Adobe After Effects oder Adobe Premiere, und können dort ausgetauscht werden.
Ein Muss für eine effiziente Lokalisierung: Lassen Sie sich die Skripte der gesprochenen Texte von Ihrer Digitalagentur geben, die das Video erstellt hat. Dieses kann der Sprachdienstleister als Basis für die Übersetzung verwenden (bei Untertitelung oder Synchronisierung). Das spart Zeit und Kosten im Vergleich zur Neuerstellung durch manuelle Transkription oder Auto-Transkription.
„Videos sind wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie, was man kriegt.“
Darum werden Videos bei uns vor der Lokalisierung in Rücksprache mit unseren Kunden genau analysiert. Dabei werden u. a. folgende Fragen geklärt:
Welchen Zweck und welche Zielgruppe hat das Video?
Davon abhängig wählen wir die passende Art der Lokalisierung. Bei einer firmeninternen Mitarbeiterschulung können andere Maßstäbe gelten als für ein Marketingvideo, das potenzielle Kunden in ihrer Muttersprache ansprechen soll.
Welche zu lokalisierenden Videobestandteile können identifiziert werden?
Für die einzelnen Bestandteile werden entsprechende Lokalisierungsstrategien geprüft. Zum Beispiel, ob es genügend Platz für länger laufende Untertitel oder Texteinblendungen gibt.
Kann der Zweck des Videos auch mit Untertiteln erreicht werden, wenn eine Synchronisierung das Kosten-Nutzen-Verhältnis sprengt?
Untertitel und gleichzeitige Texteinblendungen können beispielsweise das Bild überfrachten und die Zuschauer überfordern. Dann ist eine Synchronisierung eventuell doch notwendig.
Macht die Konzeption des Videos eine Lokalisierung überhaupt möglich?
Nehmen wir ein Erklärvideo, in dem die Handhabung einer Software mit einer englischen Off-Stimme erklärt wird. Die Benutzeroberfläche der Software, in der navigiert wird, ist ebenfalls Englisch. Wenn nun die englische Off-Stimme ins Deutsche übersetzt wird, dann bleibt die Frage, ob deutschsprachige Nutzer eine englischsprachige Software oder das deutsche Äquivalent nutzen. In letzterem Fall ist es notwendig, im Video auch in der deutschen Software zu navigieren. Unter Umständen ist eine Neuaufnahme des Erklärvideos auf Basis der deutschen Software nötig.
Alternativ können Sie bei der Erstellung solcher Trainingsvideos nur Screenshots der jeweiligen Software zeigen. Dann kann in viele Sprachen lokalisiert werden, indem einfach die Screenshots der Software mit denen der Fremdsprache ausgetauscht werden.
Das waren einige Beispielaspekte. Während unserer Projektanalyse zu Videoinhalten besprechen wir alle wesentlichen Punkte mit unseren Auftraggebern und finden so die Strategie, die am besten zu Einsatzzweck und Projektbudget passt.
Unser Fazit
Achten Sie schon bei der Konzeption auf eine mögliche spätere Lokalisierung des Videos. Sichern Sie sich den Zugang zu den Rohdaten und stellen Sie uns diese zur Verfügung. Das senkt die Bearbeitungszeit und Kosten. Teilen Sie uns Details zum späteren Verwendungszweck mit.
Und am wichtigsten: Vertrauen Sie auf die Kraft der Bilder und verwenden Sie so wenig Text wie möglich. Viel Text lenkt vom Gezeigten ab und kann die Zuschauer besonders bei Lokalisierung in andere Sprachen überfordern.
1 Quelle: https://de.statista.com/outlook/218/137/videowerbung/deutschland
2 Quelle: https://www.mmb-institut.de/wp-content/uploads/mmb-Trendmonitor_2020-2021.pdf