Nachgefragt – Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kurzinterview

Mit fünf Fragen an Marie Otto-Ahn, Senior CAT Specialist

Liebe Marie, du arbeitest als Senior CAT Specialist im Technology-Team. Was bedeutet CAT und mit welchen Technologien arbeitest du?

„CAT ist ein Akronym und steht für computer-aided translation, also computerunterstützte Übersetzung. Als CAT Tools werden Programme bezeichnet, die Linguist:innen bei der Übersetzung unterstützen, indem sie Übersetzungen in Form kleiner Einheiten (genannt Segmente) in einer Datenbank abspeichern und später erneut vorschlagen. Zudem erkennen die Programme im Ausgangstext Terminologie und zeigen die zielsprachlichen Treffer aus der Terminologiedatenbank an. Das führt zu konsistenteren und schnelleren Übersetzungen. Bei Gemino arbeiten wir derzeit hauptsächlich mit den CAT Tools MemoQ und Across, passen uns aber immer auch den Toolwünschen der Kunden an.
Neben den CAT Tools arbeite ich auch viel mit Textverarbeitungs-, Grafik- und Videountertitelungsprogrammen wie MS Word, MS Excel, FrameMaker, Adobe InDesign, Adobe Illustrator, EZTitles und anderen.“

Wie viele Leute seid ihr im Team und was sind eure Aufgaben?

„Im Engineering-Team sind wir sechs Mitarbeiter:innen. Unserer Aufgabe ist die Analyse, Vor- und Nachbereitung der Übersetzungsprojekte, was viele einzelne Schritte umfasst. Ein Projekt fängt immer mit einer Analyse der Kundenanfrage und der Daten an. Manchmal heißt das auch, dass wir eine Datei zuerst nachbauen, wenn es sich bei der angelieferten Datei um kein direkt bearbeitbares Format handelt, z. B. ein PDF.
Zunächst optimieren wir die Dateien, die wir von den Kund:innen für die Übersetzung erhalten, damit sie von den CAT Tools optimal verarbeitet werden können. Dazu gehören auch so spannende Aufgaben wie die Untertitel- oder Transkripterstellung, wenn der Ausgangstext ein Sprechertext in einem Video ist. Wir legen die Projekte im CAT Tool an, importieren die Dateien, kontrollieren die Segmentierung und erstellen Analysen.
Wir planen außerdem den Workflow, der je nach Übersetzungszweck, Dringlichkeit und Budget sehr unterschiedlich aussehen kann. Dabei stimmen wir uns eng mit den anderen Teams von Qualitätssicherung, Projektmanagement und DTP/Videoediting ab, da jedes Projekt individuell ist.
Wir klären vorab Fragen mit den Kund:innen, die entweder für eine zielgenaue Übersetzung wichtig sind oder später zu Zeitverzögerungen oder Rückfragen der Linguist:innen führen könnten. Dabei haben wir immer die Nutzbarkeit des übersetzten Dokuments im Auge. Bei Betriebsanleitungen für Geräte, die Software verwenden, muss beispielsweise vorab geklärt werden, ob Screenshots getauscht und die Softwarezitate übersetzt werden sollen. Die entsprechenden Dateien fordern wir dann an und erstellen ggf. Translation Memorys (so nennt man die Übersetzungsdatenbanken), die die korrekten Softwarezitate enthalten, so dass die Linguist:innen während der Bearbeitung die korrekten zielsprachlichen Zitate recherchieren können.
Zuletzt schätzen wir noch die Aufwände für das DTP und dokumentieren alle Projektbesonderheiten für die verschiedenen Teams in einem Report.“

Alle reden von KI. Aber vieles ist ja erst in einem experimentellen Status. Wo siehst du zukünftige Einsatzgebiete von KI in deinem Bereich?

„Bei Übersetzung, Autotranskription und im Bereich Untertitel setzen wir KI – falls sinnvoll möglich – schon teilweise ein. Speziell bei Projekten in regulierten Industrien (z. B. Medizintechnik) ist hier aber eine gründliche Evaluierung und Absprache mit den Kund:innen geboten.
In der nahen Zukunft sehe ich KI durchaus als unterstützendes Tool in unserem Bereich – z. B. für zeitaufwändige Vorbereitungstätigkeiten, die aktuell nur manuell mit hohem Aufwand erledigt werden können. Auch anspruchsvolle Automatisierungen, die bislang mit starren Lösungen nicht oder nicht so gut umsetzbar sind, könnten durch KI dynamisch umgesetzt werden.
Und – aber vielleicht ist das etwas weit hergeholt – eventuell auch als Chatbot, an den Kund:innen von Gemino Fragen zu technischen Themen rund um Übersetzungsdaten stellen könnten. Wir dokumentieren seit Jahren sehr viel unserer Arbeit. Das enthaltene Wissen könnte so auch für Kund:innen nutzbar gemacht werden.“

Du bist bereits seit 9 Jahren bei Gemino. Welche Veränderungen beobachtest du in deinem Bereich?

„Zuerst einmal ist das Team deutlich gewachsen. Am Anfang bestand es ja quasi nur aus mir. (lacht) Zudem werden die Anforderungen jedes Jahr komplexer, die Projekte vielschichtiger. Gemino hat das Leistungsspektrum über die Jahre ständig erweitert, was bedeutet, dass wir uns im Team permanent in neue Projekttypen und Technologien einarbeiten.“

Ein Vögelchen hat uns gezwitschert, dass du dich für die koreanische Kultur und Sprache interessierst. Was fasziniert dich besonders an Korea?

„Zur koreanischen Kultur bin ich über das Kino gekommen. Vor 25 Jahren habe ich meinen ersten koreanischen Film gesehen und der hat mich komplett umgehauen. Ich hatte im deutschen Fernsehen oder Kino noch nie etwas ähnliches gesehen. Das hat sich dann beginnend bei Park Chan-wook über den in Korea strittigen Kim Ki-duk bis zu Lee Chang-dong und Hong Sang-Soo über Jahre fortgesetzt. Und da ich Filme immer in der Originalfassung mit Untertiteln schaue, habe ich mich dann auch irgendwann in die Sprache verliebt und habe begonnen, sie zu lernen. Das koreanische Alphabet ist für mich das schönste der Welt. 아름답죠? (Ist doch schön, oder?)
Mittlerweile habe ich Familie in Korea und bin bei jedem Besuch begeistert von der Freundlichkeit und Großherzigkeit der Koreaner. Und wer noch nie Koreanisch gegessen hat, hat definitiv etwas verpasst!“

Marie Otto-Ahn ist erreichbar unter +49 30 308788 03 oder marie.otto-ahn@gemino.de.